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Thema: Lüftung vs. Schattierung

  1. #1
    Erfahrener Benutzer *** Avatar von Ralf H.
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    Standard Lüftung vs. Schattierung

    Wie der Name dieses Themas schon sagt, geht es hier um Lüftung gegen Schattierung.

    In den vergangen Jahren konnte ich mehrfach die Bedingungen von Kakteen an ihrem natürlichen Standort erleben und erfahren.
    Mit sehr hohen Temperaturen, großer Trockenheit und praller Sonne für die meiste Zeit im Jahr ist das eine enorme Herrausforderung
    an die Pflanzen in dieser Umgebung zu überleben. Temperaturen im Schatten von weit über 40°C ist keine Seltenheit viel eher der Normalfall. Viele Pflanzen
    wachsen aber nicht mal in der Nähe von Schatten und müssen somit noch höhere Temperaturen überstehen.
    Was ich vielmehr bemerkt habe ist ein stetiger Wind bzw. Luftbewegung die durch die Termik in der Wüste entsteht. Ganz ehrlich ein sehr angenehmer effekt nicht nur
    für einen interessierten Kakteenfanatiker der solche Lebensbedingungen nicht kennt. Auch die Pflanzen und Tiere genießen diese leichte "Abkühlung" und machen
    das Leben erträglicher.

    Meine Überlegung war nun, wenn dies im großen in der Wüste funktioniert mit der Luftbewegung, warum dann nicht auch im kleinen in einem Gewächshaus.
    Also ausprobieren!

    In den vergangenen Jahren habe ich regelmäßig in den Sommermonaten Juli und August mein Gewächshaus mit schwarzer Fliegengaze schattiert.
    Vorrangig um Verbrennnungen an den Pflanzen und zu hohe Temperaturen zu vermeiden. Soweit hat dies auch sehr gut funktioniert.
    Die Lufttemperatur ist im Gewächshaus kaum über 43°C in der Sonne angestiegen. Im Schatten 35-38°C an sehr heißen Tagen.
    Eigentlich eine Temperatur die den Kakteen nicht sonderlich schaden sollte.
    Zusätzlich habe ich durch sich automatisch öffnende Seitenwand- und Giebelfenster für ausreichend Luftbewegung gesorgt.
    Ein im Dachbereich angebauter Lüfter hat zusätzlich noch für Luftbewegung unter dem Dach gesorgt.

    Dieses Jahr habe ich nun auf die Schattierung komplett verzichtet. Der Lüfter im Dachbereich hat ein Thermostat spendiert bekommen,
    welches diesen bei ca. 25°C automatisch anschaltet. Das ist auch schon die einzige Veränderung die ich vorgenommen habe.
    Die Luftbewegung im Inneren ist ausreichend, sodass die Temperatur in der Sonne 45°C nicht überschritten hat.
    Im Schatten ebenfalls 35-38°C an den heißesten Tagen. Im Durchschnitt aber immer um die 32°C.

    Über diese Ergebnis war ich angenehm überrascht. Zeigt es doch, dass eine ausreichend dimensonierte Lüftung und Luftbewegung eine
    Schattierung überflüssig erscheinen lässt.
    Durch entsprechende Wassergaben und abendliches nebeln wird der etwas höhere Wasserverlust der Pflanzen sicherlich gut ausgleichen.
    Ich habe keine Pflanzen durch Hitzeschädigung verloren, weder habe ich Verbrennungen entdeckt.

    Wie sind eure Erfahrungen zu diesem Thema?
    Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluß vergiftet und der letzte Fisch gefangen ist,
    werdet Ihr herausfinden, daß man Geld nicht essen kann.
    (Weisheit der Cree Indianer)

  2. #2
    federmohn
    Gast

    Standard

    Hi,

    endlich jemand, der es wohl wie ich sieht!

    Sowohl mein altes (allerdings nur aus Doppelstegplatten) als auch mein neues sind komplett ohne Schattierung ausgekommen bzw. geplant worden. (Gerade, dass mir ob dieses Umstandes nicht schon der Vogel gezeigt wurde.)
    Dafür habe ich im Neuen jetzt 6 Dachfenster, die mit Lüftungsautomaten bei ca. 20 Grad automatisch aufgehen (im Winter werde ich den Schwellenwert etwas hinaufsetzen) und eine große Doppeltür, die den ganzen Sommer über offen stehen bleibt.

    Das sorgt für einen solchen "Luftumsatz", dass sogar meine bessere Hälfte, der normalerweise das Gewächshaus auf Grund der Temperaturen meidet, erst letztens meinte "es fühlt sich gar nicht so warm an, wie das Thermometer zeigt". (Um diese Jahreszeit bekomme ich an einem vollsonnigen Tag nicht mehr als 38 Grad zusammen.)

    Jedenfalls habe ich noch nie eine Pflanze wegen "Verbrennungen" verloren und ich glaube auch, dass mir das im neuen Gewächshaus nicht passieren wird.

  3. #3
    Erfahrener Benutzer *** Avatar von Kathrein
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    Hallo zusammen,

    meine Erfahrungen zum Thema GWH bzw. in meinem Fall WiGa sind noch relativ jung, da sich meine Pflanzen erst seit diesem Jahr über diese besseren Bedingungen freuen.

    Nachdem meine Pflanzen den WiGa bezogen hatten, habe ich für die ersten Wochen die Ost- und Südseite mit Fliegengaze behangen. Das hatte aber lediglich den Grund, dass sie bisher nur Fensterbrett-Sonne/ Licht gewohnt waren. Zudem wurde ein herkömmlicher Standlüfter mit Schwingfunktion angeschafft, den ich über eine übers Web steuerbare Steckdose/ Zeitschaltuhr schalten kann. Nach und nach wurde dann die Gaze entfernt, so dass die Pflanzen den Sommer unbeschattet erleben durften. An den heißesten Tagen kam der WiGa auf Temperaturen um die 45°C. Der Lüfter läuft in der Regel tagsüber, in den Hitzeperioden auch stundenweise nachts. Für Frischluft sorg(t)en gekippte 4 Seiten- und 2 Dachfenster (letztere automatisch temperaturabhängig gesteuert).
    Meine Erfahrungen sind durchweg positiv: Nach dem Umzug hatte ich mit herben Verlusten, Verbrennungen etc. gerechnet. Im Ergebnis habe ich zum Glück nur einzelne Pflanzen verloren, und bei denen hatte das sehr wahrscheinlich nicht mal etwas mit neuen Bedingungen zu tun.

    Ich kann also eure Erfahrungen nur bestätigen. Auch im Zukunft habe ich nicht vor, Schattierungselemente anzubringen. Die Pflanzen haben sich einfach zu gut entwickelt.
    Und wie Ralf schon schreibt, in der Natur wird auch nicht künstlich schattiert, wohl aber weht immer ein kleines Lüftchen.

  4. #4
    Erfahrener Benutzer ****
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    Nun, ich betrachte ein GWH als einen abgeschlossenen Raum, in welchem natürlich andere Lebensbedingungen existieren als am Standort. Der Brenneffekt durch die Sonne dürfte, verstärkt durch die Verglasung oä., um ein Vielfaches höher liegen als in freier Wildbahn. Insofern sind die Überlegungen von Ralf schon richtig, ständig für eine gute Belüftung, sprich Windzirkulation, zu sorgen.
    Allerdings, und das schreibst Du ja selbst, sind die Pflanzen am Standort extremeren Temperaturen ausgesetzt als bei Dir im GWH. So schilderte mir vor kurzem ein Kakteenfreund, der Mexico besucht hatte, das Melokakteen der vollen Sonne ausgesetzt sind und dennoch ihre grüne Epidermis behalten. Offentsichtlich scheint hier der Wind doch eine nicht ganz unerhebliche Rolle zu spielen, da die Pflanzen keinerlei Verbrennungen oä aufwiesen.
    Ob und inwieweit das auf ein GWH, welches mit Belüftungsschikanen ausgestattet ist, übertragbar ist, wird die Erfahrung zeigen. Zudem hängt es auch davon ab, wo die Kaktee im GWH ihren Platz hat, also ziemlich dicht unter dem Dach oder eher etwas darunter oder gar unter dem Tisch...
    Im Ansatz dürfte aber die Überlegung richtig sein, aber ob ich z.B. einen G.horstii ohne Schattierung, nur darauf vertrauend, der Wind wird das schon regeln, der prallen Sonne aussetzen würde; ich sage mal nein.

    Gruß Stachelkumpel

  5. #5
    Erfahrener Benutzer ***** Avatar von stefang
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    Unbestritten, eine geregelte Luftbewegung ist essentiell, um Schäden an den Kakteen zu vermeiden. Zusammen mit einer gründlichen Gewöhnung ans Licht im Frühjahr macht das eine Schattierung weitgehend überflüssig. Auch bei Gymnos.
    Ich weiß den wahren Grund ehrlich gesagt auch nicht genau, aber meiner Ansicht nach wurden hier verschiedentlich falsche Schlüsse gezogen (die aber nichts am Ergebnis ändern...): Der angenehme Effekt des Windes in der Wüste beruht auf der Verdunstungskälte, die die Verdunstung von Schweiß auf der Haut hervorruft (windchill effekt). Kakteen schwitzen nicht und haben demnach auch nichts vom Wind. Die Lufttemperatur in Bodennähe wird auch mit oder ohne Luftbewegung annähernd gleich sein. Anders beim GWH. Ein Teil des sichtbaren Lichts wird beim Durchgang durch Glas oder andere Materialien zum längerwelligen (=Infrarot=Wärmestrahlung) hin verschoben. Deshalb ist es im GWH wärmer als außerhalb. Durch die Luftbewegung wird stetig kühlere Luft zugeführt, die erst erwärmt werden muss. Hier haben wir also, im Gegensatz zur Wüste, einen echten Abkühlungseffekt.
    Die Pflanzen am Standort halten das einerseits aus, weil sie nie im Winter in den Keller geräumt werden , d.h. durch die dauerhafte Bestrahlung tritt Gewöhnung ein. Andererseits, wenn man sich Standortfotos ansieht, sieht man doch den einen oder anderen sehr gebeutelten Kaktus. Denen gehts sicher nicht so gut wie unseren Pflanzen.
    Ich selbst habe übrigens gar kein GWH. Meine Pflanzen stehen von ca. März bis November unter einem Dach aus Gewächshausfolie (PE). Alle vier Seiten sind offen, die Luft kann frei zirkulieren. Schäden treten nur auf, wenn ich selbst zu dusslig (und ungeduldig) bin und die Pflanzen im Frühjahr nicht gründlich an die Sonne gewöhne. Danach passiert normalerweise nichts mehr.
    Viele Grüße
    Stefan

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