Hallo Leute,
Bei den sogenannten kalkliebenden Pflanzen geht es in erster Linie darum, daß die Pflanzen sich an einen Boden angepasst haben, der eine sehr starke Pufferwirkung aufweist. Kalk (also Calciumcarbonat) selber ist in Wasser (fast)unlöslich und damit für die Pflanze ersteimal nicht verwertbar oder gar schädlich. Allerdings hat Kalk eine Eigenschaft, die in von anderen Mineralien ganz deutlich unterscheidet: er ist in der Lage mit freien Protonen im Wasser zu reagieren um dann in mehr oder wengier wasserlösliche Calciumsalze überzugehen. Dabei können diese Protonen unterschiedlicher Herkunft sein. Einerseits durch Regen (Wasser löst ja Kohlendioxid, das dann weiter Kohlensäure bildet, alsauch durch Salpetersäure, die sich bei jedem Gewitter durch Gasentladungsreaktion von Stickstoff und Sauerstoff in Gegenwart von Wasser entsteht), durch Wurzelausscheidungen (seien es organische Säuren oder Mineralsäuren) oder durch Grundwasser das durch Kapilarwirkung an die Oberfläche gelangt.
Da die Säurekonzentrationen allerdings immer sehr gering sind, stehen niemals so große Mengen and löslichen Calciumsalzen zur Verfügung, daß es zu einer Versalzung des Bodens duch Calciumsverbindungen kommen könnte (zumal Calcium sehr viele schwerlösliche Salze bildet). Bei den sogenannten halophilen Pflanzen geht es fast ausschließlich um die Toleranz und Überlebenskunst bei hohen Kochsalzkonzentrationen, die bei nichtangepassten Pflanzen zu einem Osmosekollaps führen würden.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß Pflanzen die auf kalkreichen Böden wachsen eine erhöhte Ausscheidung von Säuren über in ihren Wurzeln haben, um an das lebenswichtige Calcium zu gelangen.
Werden derartige Pflanzen nun in einem normalem mineralisches Substrat kultiviert, das keinerlei Pufferwirkung aufweist, reichern sich diese Säuren im Boden ständig an und erreichen irgendwann eine Konzentration, die die Pflanze nicht mehr verkraften kann. Die Pflanze geht sozusagen durch sich selbst zu Grunde. Um eine "Vergiftung" zu verhindern, ist hier also der Kalk essentiell. Selbst dann, wenn man die Pflanze durch andere Calciumverbindungen wie Gips oder Kalksalpeter ausreichend mit Calcium versorgt.
Noch ein kleiner Exkurs in die Erdgeschichte Nordamerikas. Während des Jura und der Kreide ware große Teile des Kontinents mit flachen Meeren, in welchen eine reiche Rifffauna lebte, überzogen. Riffe werden ja aus Kalk aufgebaut. Durch die Anhebung des Kontinents über Jahrmillionen trockneten diese Meere aus und hinterließen jene Kalkgebirge, die dann mit der Zeit verwitterten und die kalkreichen Böden bildeten (Verbreitungsgebiete von Escobaria, Echinomastus, Sclerocactus, Pediocactus uva).
Trocknen größere Binnenmeer langsam aus, so kommt es zu einem allmählichen Auskristallisieren aller gelösten Salze. Schwerlösliche Salze kristallisieren zuerst aus die leichtlöslichen zuletzt. Daher bildet bei der Verlandung eines Meeres Calciumcarbonat (Kalk) die unterste Schicht, gefolgt von Calciumsulfat (Gips), dann Kochsalz und schließlich Kalium- und Magnesiumsalze.
Im Verbreitungsgebiet von Aztekium ritteri, Aztekium hintonii und Geohintonia mexicana und vielen Ariocarpen sind gerade die letzen beiden Schichten (also die Kalkschicht und die Gipsschicht) aufgeschlossen. Da maritimer Gips immer in Gesellschaft mit Kalk auftritt, ist es also nicht verwunderlich, daß diese Pflanzen stark pufferhaltige Böden bewohnen und sich auch daran angepasst haben.
Soweit mein kleiner Gedankengang zu den sogenannten kalkliebenden Kakteen.
Gruß Peter
@Kaktusjo
Johannes, da ja jetzt die Winterzeit anbricht, nimm doch einfach den Kalkgrus, der als Streumittel eingesetzt wird. Wenn Du dann die feinen Anteile in einem Sieb auswäschst und nur die stückigen Anteile verwendest, wird Dir nichts mehr zusammenbacken und das Substrat schön locker bleiben!
Lesezeichen