Neo-Chinosol

[Sempervivum]

Liebe Kakteenfreunde,
man hört ja immer, dass der neue Chinosol-Ersatz für Aussaaten nicht geeignet ist, allerdings ohne Begründung. Jetzt habe ich mal einen Blick auf meine Schachtel vom letzten Jahr geworfen und mit Schrecken gesehen, dass "Neo-Chinosol" draufsteht. Erst dachte ich, das sei der Grund für meine schlechten Keimerfolge im letzten Jahr, aber heute morgen sagte mir ein anderer Kakteenliebhaber, dass das alte und das neue Chinosol den selben Wirkstoff haben und nur der Name aus marketingtechnischen Gründen geändert wurde. Was ist denn nun richtig? Wenn das neue Chinosol nicht geeignet ist, was ist der Grund dafür? Wirkt doch auch gegen Pilze, oder?
Viele Grüße - Ulrich

[Rüdiger]

Leider dummes Zeug !
Nachsehen bei www.chinosol.de bringt die verschiedenen Wirkstoffe an den Tag !

[Sempervivum]

Ok, es ist also ein anderer Wirkstoff: Original-Chinosol = Chinolinolsulfat-Kaliumsulfat, Neo-Chinsosol =Ethacridinlactat. Da hat der Apotheker, auf den sich mein Kollege beruft, also eine falsche Auskunft gegeben. Trotzdem wüsste ich gerne, warum das Neo-Chinosol nicht für Aussaten geeignet ist!
Viele Grüße - Ulrich

[Rüdiger]

Darauf kann keine einfache Antwort gegeben werden. Chinosol ist nicht für die Kakteenaussaat entwickelt worden sondern für die äußerliche Behandlung von Wunden, zum Desinfizieren von Gegenständen. Neo-Chinosol zur Anwendung auf Schleimhäuten, z.B. zur Linderung von Halsbeschwerden.
Also ein ganz anderes Anwendungsgebiet. Chinosol ist sehr lange bekannt und wurde einfach mal ausprobiert ( etwas, das leider vielen Kakteenfreunden heute nicht mehr liegt : Experimentieren und darüber berichten. Und dabei gibt es sicher noch ganz viele Überraschungen, denn eigentlich weiß man viel zu wenig über Kakteen - außer einigen Massenprodukten, die aus kommerziellen Gründen näher erforscht sind. Fleisscher und Schütz haben z.B. wichtige Experimente durchgeführt und in ihrem Buch darüber berichtet, oder auch Renate Fischer.) . Mit Neochinosol könntest du ja mal eine genau dokumentierte Aussaatreihe durchführen. Am Ende wüsste man dann, welche Konzentration unter welchen Bedingungen wirkt oder nicht und wie stark Nebenwirkungen sind ( wie z.B. Keimhemmung beim Chinosol ).

[Marc]

Moin!
Naja, vom Prinzip hat Rüdiger recht. Aber andererseits ist ein wirklicher Versuch für die meisten Kakteenliebhaber nicht möglich. Ich nehme mich mal als Beispiel: Wenn ich etwas ausprobiere und wissenschaftlich auswerten will, dann zeigt mir jeder Statistiker nen Vogel! Meine Stichprobengröße bewegt sich so zwischen eins und fünf. Soll heißen, dass der Zufall hier eine riesige(!) Rolle spielt (Schering beschäftigt hochdekorierte Leute um solche Probleme zu lösen!). Ich schätze, dass es bei den meisten Liebhabern ähnlich aussieht. Damit gelten meine Erkenntnisse als nicht gesichert. Und wer setzt schon gerne seine wertvolle Sammlung aufs Spiel um sowas zu testen?
Anders sähe es aus, wenn sich so zwanzig Leute zusammen zu einer Studie zusammenfänden... 5*20=100 und das ist schon ne ordentliche Stichprobengröße (hab in 3 Monaten Abgabe meiner DiplA. in Statistik :)=))
Marc

[Rüdiger]

Marc hat natürlich Recht, was seine Stichproben angeht ( wobei ich selbst n = 100 ) noch für zu klein halte. Und das Verteilen auf mehrere Leute ist natürlich nicht geeignet, weil dann dennoch n klein bliebe, schließlich sind die weiteren Bedingungen nicht identisch zu halten. Aber wem sage ich das. Auf der anderen Seite ist es leider oftmals so, dass in Büchern und im Netz Tipps auftauchen, die tatsächlich auf Einzelbeobachtungen beruhen. Und dann durch Abschreiben multipliziert werden, bis sie Wahrheitscharakter erlangen. ( Wie z.B. die Aussage, dass man Kalk durch Zusatz von Säure aus dem Wasser entfernt - exakt das Gegenteil ist der Fall - wie jeder Kaffemaschinenentkalker täglich beweist ),
Was ich allerdings nicht verstehe, ist, dass jemand, der vielleicht nur 5 Korn besitzt, unbedingt Neo-Chinosol verwenden will, obwohl es doch Chinosol gibt ( über das ja hinreichend Informationen existieren ).
Gruß
Rüdiger