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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Melocactus Samen



Servicezwerg
09.10.2007, 16:19
Hallo zusammen,

mit Freude habe ich eben entdeckt, daß mein Melocactus Samenkapseln schiebt.
Ich hatte im Sommer garnicht mitbekommen, daß er geblüht hat.

http://www.uploadhouse.com/fileuploads/580/580033c2dc4c55b0eb19687fc03ef897060c21.jpg

Jetzt habe ich dazu ein paar Fragen:

Sind Melokakteen selbstfertil oder ist es eine Wildbestäubung ?
Wann soll ich die Samen ernten und aussääen ?
Irgendwo habe ich gelesen, daß man es sofort tun sollte, weil
ansonsten der Samen in den Kapseln keimt.

Und: weiss zufälligerweise jemand, wie dieser Melocactus genau heisst ?

http://www.uploadhouse.com/fileuploads/580/5800364862ad49f7694c454a1464add54e831f.jpg

Sonnige Grüße
Frank

PS: Die weissen Flecken sind übrigens Kalkflecken vom Nebeln ;-)

Echinopsis spez.
09.10.2007, 16:54
Hallo Frank.

Melokakteen sind selbstfertil.
Die Früchte solltest Du jetzt ernten und die Samen auspulen und trocknen, sonst keimen sie in der Tat in der Frucht.
Ich persönlich habe mit der Frühjahrsaussaat gute Erfahrungen gemacht.
Es keimen vllt. nicht mehr alle Samen, da aber Melokakteen sehr viele Früchte bilden, ist das kein Problem.

Bei der Art handelt es sich um Melocactus matanzanus.

eyriesii
09.10.2007, 18:29
Du solltest diesen Melo aber mal gründlich untersuchen, denn zwischen den Rippen, direkt unter dem Cephalium sieht es doch bedenklich aus.

cyrill
09.10.2007, 19:01
Liebe Sukkulentenfreunde,

In der Tat sind die meisten Melocacteen selbstfertil. Die Pflanzen werden vielfach von Kolibris und Insekten bestäubt und offene Blüten sieht man meist erst Nachmittags für ein paar Stunden. Die Klassifikation und Taxonomie bei den Melo`s würd ich mal als schwierig umschreiben. Gewisse Habitate sind durchaus sehr homogen in der Morphologie, andere sehr vielgestaltig. Durch die wenigen Feldsaaten welche in Europa über Jahrzehnte verbreitet wurden, hat sich ein sehr einheitliches Bild für gewisse Namen durchgesetzt. Bei der gezeigten Pflanze würde ich anhand der Früchte von M.matanzanus absehen.

M.schaztlii aus den Cordillieras (Bundesstaat Merida, 800-100m) von Venezuela ist wohl einer der wenigen Melos welche man aktiv bestäuben muss. Die Pflanze auf dem Bild dürfte Jahrzehnte alt sein und steht schon Jahre ohne Wurzeln da. Erstaunlich!

http://img105.imageshack.us/img105/7823/schatzliiop6.jpg

Wer sich ernsthaft mit Melocactus beschäftigt sollte sich einmal die Seite von Gèrard Delanoy ansehen:
http://www.melocactus.net/web-content/pages/pages%20principales/page%202.html

Im Moment schieben die Melos noch Ihre Früchte raus. Mit zunehmender Kälte stoppen sie die Entwicklung. Die Früchte sammle ich übers Jahr hindurch und reinige sie erst gegen Spätherbst. Ausaat passiert so ab Mai, wenn es warm wird. Die Auflaufquote ist meist ausgezeichnet.

Gruss
Cyrill

Echinopsis spez.
09.10.2007, 23:51
Hallo Cyrill.

Was ist denn mit Früchten nicht in Ordnung, dass Du M. matanzanus ausschließt?

cyrill
10.10.2007, 03:02
Moin,
Kuba beherbergt eine oder mehrere Populationen von Melocacteen die sogar weisse Früchte machen! Für mich gehören matanzanus-Früchte ebenfalls zu den hellsten überhaupt. Ich würde der gezeigten Pflanze natürlich weiterhin die beste Pflege zukommen lassen, einfach weil es ein schönes Individium ist.

Gut Nacht

noisi
10.10.2007, 10:37
Hallo !

Ich habe auch auf den ersten Blick an Melo. matanzanus gedacht, aber die Dornen und auch die Anzahl der Rippen (die man immerhin erahnen kann) 'stören' mich etwas.

Auf die Früchte als Bestimmungsmerkmal wäre ich gar nicht gekommen.

PS: Wieso hat der abgebildete Kaktus keine Wurzeln ? Wurde der in der Wildnis 'gemopst' ?

Servicezwerg
10.10.2007, 10:57
Danke für die ganzen Hinweise, dann werde ich mal an einer Aussaat versuchen ;-)

@eyriesii

Du meinst diese Stellen hier ?

http://www.uploadhouse.com/fileuploads/583/583542ec87eaef264800f83de92492c7004b7b.jpg
http://www.uploadhouse.com/fileuploads/583/58354152488b322924717db176c37034ab4521.jpg
http://www.uploadhouse.com/fileuploads/583/58354072cee02c11b8b8727e443d3abd208f6b.jpg
http://www.uploadhouse.com/fileuploads/583/5835391131cfec8e1f309c6f034c24043e55c5.jpg
http://www.uploadhouse.com/fileuploads/583/583538ee3ec67566d7b075d2a2d1be9c3d5465.jpg

Da sind auf den Bildern schlimm :o aus, im "Real Life" ist es okay. Vorsichtshalber habe ich eben noch etwas Chinosol Pulver draufgetan. Was vermutest Du denn ?

Danke für den Hinweis !

@cyrill


Die Pflanze auf dem Bild dürfte Jahrzehnte alt sein und steht schon Jahre ohne Wurzeln da. Erstaunlich!


Soweit ich informiert bin, bilden Melos nur dann neue Wurzeln aus, wenn sie feuchtwarm stehen.

Liebe Grüße
Frank

eyriesii
10.10.2007, 11:57
@eyriesii

Du meinst diese Stellen hier ?
Ja, sah zunächst wie Fäulnis aus. Auf den letzten Bildern wirkt es aber trocken.

Tatjana
10.10.2007, 14:08
Hallo zusammen!
weiß vielleicht jemand, wofür die Melos das Cephalium bilden? Welche Vorteile hat es? Da die meisten Melocacteen selbstfertil sind, ist das bestimmt nicht dafür da, die Bestäuber aufmerksam zu machen. Und die nur die frische Samen keimen gut. Also nicht dafür, die Samen für lange Zeit zu bewaren. Und wer die Lust hat die Früchte zu fressen, kann gut zugreifen. Richtig versteckt sind sie auch nicht.
Kann es sein, dass das Cephalium eine Art der Reserve bildet, welche Vermehrung auf mehrere Jahre unabhängig von den Wetterbedienungen macht? Ohne Wasser und Nährstoffe kann er lange Zeit aushalten.

eyriesii
10.10.2007, 15:09
Und wer die Lust hat die Früchte zu fressen, kann gut zugreifen. Richtig versteckt sind sie auch nicht.
Im Allgemeinen ist das ja auch der Sinn einer Fruchtbildung. Früchte sollen gefressen und dann unverdaut an anderer Stelle wieder ausgeschieden werden, um so die Art territoriell weiter zu verbreiten. Da die Melokakteen oft von anderer Vegetation umgeben sind, hat ihnen die Evolution sicher mit der Cephalienausbildung einen Vorteil verschafft. Sie werden einfach besser gesehen und die Chance, das Vögel die Früchte fressen, erhöht sich.

Echinopsis spez.
10.10.2007, 20:22
Hallo zusammen.

@Alex & Cyrill.

Ich zeig' euch mal ein paar Bilder von meinem M. matanzanus, aufgenommen vor ~einer Stunde.
Einen nennenswerten Unterschied zu Franks Pflanze kann ich nicht finden, er hat nur ein paar Rippen weniger.

[/URL][URL="http://www.bildercache.de/anzeige/20071010-200951-81.jpg"]http://www.bildercache.de/thumbnail/20071010-200951-81.jpg (http://www.bildercache.de/anzeige/20071010-191800-97.jpg) http://www.bildercache.de/thumbnail/20071010-201105-0.jpg (http://www.bildercache.de/anzeige/20071010-201105-0.jpg)

MarcoPe
12.10.2007, 19:43
Ich finde die Frage von eyriesii (http://www.kakteenforum.de/member.php?u=1605) interessant. Mit dem Cephalium endet meines Wissens nach das vegetative Wachstum. Die Pflanze bildet keine neuen Chlorophyll tragenden Teile, nur noch neue "Blütenschichten". Selten bilden sich Seitentriebe. Für die Pflanze ist es nicht nützlich höher zu werden, das Chlorophyll reicht aus, um regelmäßig neue Blüten und Früchte hervorzubringen.
Die Präsentation für Vögel oder Insekten ist sicher ein guter Effekt.
So stelle ich mir das vor...
Marco

P.S. Die Samen sollen natürlich unverdaut oder "anverdaut" wieder ausgeschieden werden, nicht die Früchte;-)

Tatjana
13.10.2007, 17:03
Ich finde die Frage von eyriesii (http://www.kakteenforum.de/member.php?u=1605) interessant.
Die Präsentation für Vögel oder Insekten ist sicher ein guter Effekt.
So stelle ich mir das vor...
Marco

P.S. Die Samen sollen natürlich unverdaut oder "anverdaut" wieder ausgeschieden werden, nicht die Früchte;-)
Die Samen sollen nicht nur unverdaut, sondern auch unzerkaut wieder ausgeschieden werden. Das machen nur die Vögel. Inssekten - nur selten.

MarcoPe
13.10.2007, 22:46
Hallo Tatjana,
du hast natürlich recht, den Flatterichsen fehlt halt das Gebiss! Wir haben es und essen beides (Frucht und Vogel) ^^
Was hältst du von meiner Theorie? Ist doch beruhigend, wenn ein Lebewesen mit dem Erreichten zufrieden ist und nicht beim allgemeinen höher-schneller-weiter mitmacht.
Man könnte auch darüber rätseln, warum es Lateralcephalien bei einigen Säulenkakteen gibt. Dazu fällt mir gar nichts ein.
Marco

Tatjana
14.10.2007, 20:44
Hallo Marco,
deine Theorie hat eine gute Logik. Eine bessere habe ich auch nicht. Ich weiß nicht, wie die Melos Früchte schmecken, aber sehen sie den Mammillaria Beeren änlich. Und Mammillaria Beeren schmecken gar nicht übel.
"Cephaliumfell" kann auch als Schutz dienen. Z.B gegen Frost oder Hitze.

MarcoPe
14.10.2007, 23:37
Hallo Tatjana,
die nächsten Früchte meiner Mammillarien wandern in meinen Magen und nicht zu Samen verarbeitet in eine Schale mit Erde!
Mit ist noch was eingefallen zum Cephalium: Ohne Sprosswachstum können die Kakteen nicht blühen, müssen also irgendwie weiter nach oben. Das Cephalium scheint mir die sparsamste Methode zu sein, weiter zu wachsen, ohne Energie zu verlieren, für mehr Masse an Pflanzenkörper. Das könnte erklären, warum die Zuwachszonen meist sehr klein bleiben. Die Pflanze benötigt nur genügend Seitenknospen für neue Blüten.
Gruß Marco

noisi
15.10.2007, 16:56
Als Kälteschutz ist ein Cephaiulm durchaus vorstellbar, aber nur dort wo es auch kalt ist.

Ich denke mal Cephalien sind vor allem für die Bestäuber 'gedacht', viele Kakteen werden von Fledermäusen bestäubt, und diese würden sich ihre dünnen Flughäute an den Stacheln zerreißen, da sie meist nicht vor der Blüte 'rütteln' sondern sich am Kaktus festhalten. Wenn die Flughäute zu stark zerreißen wären die Tiere nicht mehr flugfähig und somit als Bestäuber 'untauglich'. An einem weniger stacheligen Cephalium dagegen können sie sich gut festhalten während sie sich an den Blüten zu schaffen machen.

Für Kolibris ist das Cephalium eher uninteressant, da diese ja im Flug fressen / trinken.

Und, schließlich im Fall der Melokakteen, ist das Cephalium sicher als gut sichtbarer 'Präsentierteller' für die meist bunt gefärbten Beeren vorstellbar. Eventuell leuchten / fluoriszieren die Beeren auch noch im für uns nicht wahrnehmbaren Ultraviolett-Bereich, Vögel können diesen sehr gut wahrnehmen, Reptilien mit Sicherheit ebenfalls. Beide sind als Melocactus-Beeren-Verbreiter nachgewiesen.

Tatjana
15.10.2007, 21:14
In der Tat sind die meisten Melocacteen selbstfertil. Die Pflanzen werden vielfach von Kolibris und Insekten bestäubt und offene Blüten sieht man meist erst Nachmittags für ein paar Stunden.
Passt zusammen mit Fledermäuse nicht? Meine Melos sind noch zu klein. Ich weiß nicht, wann sie blüten und für welchen Bestäuber ausgelegt sing.

Die Pflanze benötigt nur genügend Seitenknospen für neue Blüten.

Und hat genügend Areolen für die Knospen! :-)

noisi
16.10.2007, 18:19
Die Fledermäuse bestäuben andere, vor allem große Säulenkakteen, sorry, hab' mich ungenau ausgedrückt.

Melocacteen werden u.a. von Kolibris bestäubt, aber sicher auch von Insekten, und schließlich bestäuben sie sich obendrein auch noch selbst.

Echinopsis spez.
16.10.2007, 19:58
Als Kälteschutz ist ein Cephaiulm durchaus vorstellbar, aber nur dort wo es auch kalt ist.
Kennst Du einen Melocactus, der dort wächst wo es kalt ist ... ich nicht.

Kälteschutz scheidet demnach bei Melokakteen aus.

@Marco
Die Früchte von Melocactus matanzanus schmecken nach nichts, am ehesten vergleichbar mit dem Geschmack einer Sternfrucht.

noisi
17.10.2007, 17:35
Ich hatte gedacht es ginge ganz allgemein um Cephalien und nicht nur um Melocactus-Cephalien.

'Bin eben komplett verdummt, sorry. Das kommt wohl von den Kopfhörern, die drücken auf's Hirn.

Tatjana
17.10.2007, 21:18
Es stimmt auch. Ich meinte den Cephalium grundsätzlich als die Funktion oder Organ, nicht nur bei Melo. Aber die Frage hat mir wegen des Melos Bildes eingefallen.

MarcoPe
17.10.2007, 21:44
Ich fand deine Frage gut!

noisi
17.10.2007, 22:59
Ich auch. :)

Tatjana
18.10.2007, 13:02
Ah! Dann werde noch fragen!
:-))))