PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Besprühen von Sämlingen mit destilliertem Wasser



Kaktusjo
15.10.2007, 19:49
Hallo allerseits,

wollte mal fragen, ob jemand weiss, ob man Kakteen, insbesondere Sämlinge mit destilliertem Wasser giessen oder nebeln kann oder ob das schadet? Menschen sollten das ja nicht trinken aber wie ist das bei Kakteen?

Gruss Johannes

MarcoPe
15.10.2007, 20:14
Hallo Johannes,

wie du schon sagst, die Kakteen trinken das ja nicht.
Destilliertes Wasser wirkt sich auf andere Flüssigkeiten aus. Begegnen sich zwei Flüssigkeiten mit unterschiedlichen Salzkonzentrationen versucht das niedriger konzentrierte Wasser -hier das destillierte- zum anderen zu gelangen. Beide vermischen sich und gleichen die Konzentration aus. Liegt eine halbdurchlässige Schicht dazwischen -hier die äußere Pflanzenhaut- wandert das destillierte Wasser nach innen in die Pflanze. Würdest du die Kakteen darin baden, wäre es auf Dauer nicht gut, aber das Besprühen kann hier keinen Effekt haben.
Diese Wirkungsweise ist übrigens der Grund, weshalb Pflanzen Wasser aus dem Boden aufnehmen können. In der Pflanze ist die Salzkonzentration sehr hoch, im Boden sehr gering. Das Wasser "fliest" von allein in die Pflanze. Gestört wird das nur dann, wenn viele Nährsalze in den Topf gelangen, also bei Überdüngung. Dies führt zu den sogenannten Verbrennungen. Das hat aber alles nichts mit dem Besprühen zu tun.
Destilliertes Wasser hinterlässt jedenfalls keine Verunreinigung.

Gruß von Marco

elkawe
15.10.2007, 21:02
versucht das niedriger konzentrierte Wasser -hier das destillierte- zum anderen zu gelangen.

Also zu meiner Schulzeit war das genau umgedreht.:confused: Iss auch schon eine Weile her.

Die Flüssigkeiten versuchen einen Ausgleich in der Konzentration zu schaffen, indem die höher konzentrierte zu der schwächer konzentrierten kommen wollte.(oder so ähnlich) Wir hatten da mal so einen Versuch in Physik mit einem Darm.

Das was ich so bisher erfahren habe, war, die Gießerei mit destillierten Wasser hat sich eher ungünstig auf den Salzgehalt der Sämlinge ausgewirkt. Salze, jeglicher Form, werden an die weniger konzentrierte Flüssigkeit abgegeben. Die Pflanze wird ausgelaugt.

MarcoPe
15.10.2007, 21:58
Die Salze kommen durch die trennende Schicht nicht durch, also muss das Wasser sich bewegen. In der Schule lernt man Osmose ("Diffusion durch eine semipermeable Membran" mussten wir auswendig lernen). Darum geht es.
Ich frage mich aber auch, warum man destilliertes Wasser nehmen sollte. In der Natur gibt es das nicht und deshalb wird es wohl unnötig sein.
Euer Lehrer :o

Kaktusjo
15.10.2007, 22:17
Hallo Leute,

vielen Dank für eure Meinungen. Das destillierte Wasser möchte ich nur dazu nehmen, Salze auszuspülen. Meine Aztekiumsämlinge sind teilweise ziemlich mit Kalk befleckt, was ich mit normalem Wasser nicht abbekommen habe. Daher die Idee,

Gruss Johannes

MarcoPe
15.10.2007, 22:56
Kalk, oder Salz?
Salz darf da nicht sein. Kalk geht so nicht weg. Ich würde das lassen, aber es wird auch nichts schaden.
Vielleicht habt ihr bei euch sehr hartes Wasser. Das würde ich zum Sprühen nicht nehmen. Regenwasser hat man nicht immer und oft nicht in guter Qualität.
Abgekochtes Wasser hinterlässt keine Kalkflecken. Das wäre einfach, bleibt manchmal sowieso beim Tee kochen übrig und die Flecken werden nicht mehr mehr. Ich meine, alles andere wäre übertrieben.
Marco

Kaktusjo
16.10.2007, 06:15
Hallo Marco,

es handelt sich bei der Beschichtung um Kalk. Ich befürchte, dass das den Wuchs der Aztekien behindert. Wir haben in der Tat sehr hartes Wasser. Vielleicht sollte ich demnächst Regenwasser nehmen. Das habe ich momentan aber nicht zur Verfügung, naja ist eigentlich ne Frage der Zeit bis es wieder etwas in meine Regentonne regnet. Ich bin mir allerdings nicht mehr sicher, ob ich nicht schonmal mit Regenwasser und abgekochtem Wasser gesprüht habe. Wenn ja, dann war der Effekt, also die Kalkablagerungen, derselbe.

Gruss Johannes

Tatjana
16.10.2007, 13:51
Warum muss man die Kakteen unbedinkt besprühen? Seitdem ich das nicht mache, habe ich keinen Unterschied gesehen. Außer fehlenden Kalkflecken.

Kaktusjo
16.10.2007, 19:09
Hallo Tatjana,

schonmal Aztekien ausgesät? Ich habe sie pikiert. Wenn ich den Topf richtig giesse, dann trocknet er schlecht ab. Das hat zur Folge, dass die Pflanzen faulen. Diese Erfahrung hab ich jedenfalls mit Strombos gemacht. Also wird das bei Aztekien aufgrund der geringen Saugkraft sehr ähnlich sein. Giesse ich nicht oder zu selten, vertrocknen die Sämlinge. Folglich bleibt nur noch Nebeln oder tropfenweises Giessen mit der Pipette, was ich demnächst anstelle des Nebelns machen werde. Jetzt werden einige denken, dass man Aztekien auch nicht so schnell pikiert. Das ist grundsätzlich auch meine Ansicht. Wenn man jedoch ein derart mieserables Aussaatsubstrat angepriesen bekommt, wie es bei mir der Fall war, bleibt nur das Notpikieren. Für die Zukunft habe ich mein eigenes Substrat kreiert, mit dem ich keine solchen Probleme bekommen werde, weshalb die Notwendigkeit des Pikierens in Zukunft entfällt. So, ich denke es wird klar, warum man manchmal Sämlinge nebelt. Hätte ich kalkfreies Wasser (ist ja bei destilliertem Wasser der Fall), wäre ein Nebeln ziemlich optimal, da die Pflanzen an der Oberfläche des Substrates Wasser bekommen, das Wasser aber auch nicht tagelang steht.

Gruss Johannes

Gruss Johannes

MarcoPe
16.10.2007, 22:58
Hallo Leute,

Regenwasser, dest. Wasser und abgekochtes Wasser können keine Kalkflecken machen, weil da nichts mehr drinnen ist. Ich verstehe das mit dem Besprühen, habe das auch so gemacht. Ihr könnt ja mal einen Versuch machen und die drei Wasserarten an ein Glas sprühen. Kalkflecken gibt es da bestimmt nicht (der Kalk ist im Wasserkocher geblieben).
Für die Wurzelbildung bei Pflanzen ist es eigentlich besser, wenn wenig Wasser von unten kommt. Die Wurzeln müssen sich dann anstrengen, um an das Wasser zu gelangen. Wenig Wasser und wenig Nährstoffe fördern das Wachstum der Wurzeln, weil sie mehr tun müssen, damit die Pflanze alles bekommt. Für Kakteen dürfte das besonders gelten. In ihrer Heimat müssten die meisten Kakteen durch starke Temperaturunterschiede morgens Tau abbekommen und das gewohnt sein. Ich bin mir ziemlich sicher (habe das aber nicht bewusst irgendwo gelesen), dass Kakteen über ihre Haut Wasser aufnehmen können. Deshalb ist es sicher richtig, morgens zu sprühen.
Saatschalen kurz anzustauen ist wahrscheinlich besser, als stark von oben zu gießen. Aber das Anstauen mit stark kalkhaltigem Wasser fördert das Ausfällen von Kalk auf dem Substrat. Bei diesem Wasser sollte man so gießen, dass das Wasser etwas durchläuft, ohne stehen zu bleiben.
Marco

Jessy
17.10.2007, 10:31
Hallo
Dest. wasser könnte dazu führen das die Pflänzchen platzen, wenn man das zu oft oder zu viel sprüht.
By Jessy

Tatjana
17.10.2007, 13:50
Hallo Tatjana,

schonmal Aztekien ausgesät?
..........
Gruss Johannes

Hallo Johannes,

ich habe meine Erfahrung mit Blossfeldien und Strombo gemacht. Denke, das ist vergleichbar.
Die Sämlinge habe ich auch Einbißchen besprüht. Aber sie waren damals so klein, daß ich sie kaum sehen konnte. Die Kalckflecken konnte ich in jedem Fall nicht unterscheiden.
Solange die Sämlinge so klein sind, lüfte ich nicht, deshalb muß auch kaum gießen. Ich gebe von unten ganz wenig Wasser, so daß es nur feucht wird, und verdecke den Topf ganz dicht mit Frischhaltefolie. In der warmen Anzuchtkiste wird die Luft unter der Folie richtig feucht und verhindert das Austrocknen. Zuerst brauchen die Kleinen nicht sehr viel Sonne. Deshalb wird die Oberfläche nicht grün oder trocken. Pikieren brauche ich nicht. In gründe genommen, tue ich überhaupt nichts, nur beobachte und kontrolliere. So eine abgespeckte Form der Fleischermethode. :-)
Gruß
Tatjana

treiberw
19.10.2007, 08:56
Regenwasser, dest. Wasser und abgekochtes Wasser können keine Kalkflecken machen, weil da nichts mehr drinnen ist. Ich verstehe das mit dem Besprühen, habe das auch so gemacht. Ihr könnt ja mal einen Versuch machen und die drei Wasserarten an ein Glas sprühen. Kalkflecken gibt es da bestimmt nicht (der Kalk ist im Wasserkocher geblieben).


Das Gesagte gilt zwar für Regenwasser und destilliertes Wasser, nicht aber für abgekochtes Leitungswasser. Hier gibt es die temporäre Härte, die sich durch Abkochen entfernen lässt, aber auch die permanente Härte die durch Abkochen nicht verändert wird und deshalb beim Besprühen Kalkflecken hinterlassen wird.

Gruß Wolfgang

MarcoPe
19.10.2007, 12:08
Wolfgang hat natürlich recht!
Als was nicht durch das Kochen ausfällt ist die permanente Härte des Wassers. Und diese Salze ergeben auch Flecken. Ich mache dazu aber gleich einen Versuch und werde dann berichten, ob unseres Hauptstadtwassers permanente Härte viele permanente Flecken bildet.
Marco

Kaktusjo
20.10.2007, 22:27
Hallo Marco,

ich habe eigentlich alle Sorten Wasser ausprobiert. Sowohl bei Leitungswasser abgekocht, nicht abgekocht und Regenwasser abgekocht, nicht abgekocht hat sich eine Kalkschicht gebildet. Ich denke da hilft nur das Besprühen zu vermeiden, zumindest bei kleinen Pflanzen wie Aztekien. Ich hab auch mal Mineralwasser ausprobiert weil ich gehört habe, dass Kohlensäure den Kalk lösen würde. Hat aber auch nix gegen den Kalk ausgerichtet. Ich denke ich hole mir eine Pipette und träufel das Wasser neben die Sämlinge.

Gruss Johannes

MarcoPe
20.10.2007, 23:27
Hi, Johannes,
dann denke ich, dass deine Ausgangsfrage die Lösung enthält: Destilliertes Wasser wird keine Flecken hinterlassen und den Kakteen nicht schaden. Wenn doch einer "platzt" komme ich vorbei und esse den Brei (frei nach dem alten Dichter MarcoPe). Im Frühjahr werde ich dest. H2O für meine Sämlinge nehmen, das steht für mich fest!
Mein Versuch mit abgekochtem Wasser läuft (trocknet) noch, werde mal sehen, ob ich was sehen kann... :-)
Gruß Marco

MarcoPe
21.10.2007, 22:52
Hallo Freunde des Sprühens!

Nach intensivsten Forschungen und größten Mühen :zz: habe ich jetzt folgende Erkenntnis gewonnen:

Ich habe heute abgekochtes Wasser in ein Glas getan und auf unserem Kaminofen verdampfen lassen. Das war schon mal schön warm, bei den Temperaturen hier draußen.
Anfangs sah man nur, dass das Wasser weniger wurde. Kein Rand bildete sich, keine Kruste oder so was. Und es war nicht leicht, die Kinder davon abzuhalten, ihre Finger ständig in das Glas zu stecken...
Dann kam das Ende! Der letzte Rest Wasser hinterließ im Glas einen weißen Belag. Die permanente Härte hat sich brutalst auf dem Boden des Glas wieder gefunden. Das dürfte auch an unseren Kakteen passieren. (Allerdings bildete sich nicht besonders viel. Ich hatte 10 mm Wasser im Glas, dass entspräche einem Niederschlag von 10 Liter pro Quadratmeter und das will erstmal versprüht werden, ist ja ein ganzer Eimer voll.)

Für mich hat das Versuchsergebnis folgende einschneidende Konsequenz: Ich bleibe dabei, im Frühjahr meine Kleinen mit dest. Wasser oder Regenwasser zu besprühen

Euer kleiner Naturforscher o: