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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mein Freilandbeet



Olli
05.09.2018, 14:51
Hallo Leute,

nachdem ich hier so nett aufgenommen wurde und gestern endlich die Zeit zum Fotografieren gefunden habe, wollte ich euch mal mein kleines Freilandbeet vorstellen.


Es befindet sich – durch Dachvorsprünge relativ gut regengeschützt – an einer südwestlich ausgerichteten Hausecke. Da eine Tanne im Nachbargrundstück neue Wachstumsrekorde aufstellt, ist es mittlerweile nicht mehr absolut vollsonnig, bekommt aber immer noch mehr als genug Licht ab.


Zuerst die Gesamtansicht:
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Das Ganze ist zweigeteilt in den "alten" Abschnitt (rechts) und den "neuen" Abschnitt (links), den ich in diesem Sommer komplett neu angelegt habe. Die noch nicht mit Kies abgestreuten Bereiche bepflanze ich erst im nächsten Jahr, da die Zeit zum Anwachsen mittlerweile zu knapp wäre.

Dominant sind natürlich die beiden Cylindropuntia imbricata. Das größere Exemplar ist mittlerweile 15 Jahre alt und über 1,80 Meter hoch. Seit 3 Jahren blüht sie auch mit zunehmender Intensität. Gedüngt wurde in diesem Beet noch nie, den mit sehr humushaltigem Substrat angelegten Mittelteil des "neuen" Beetabschnittes hat sie aber in weniger als zwei Monaten komplett durchwurzelt und treibt seitdem wie blöde neue "Stammglieder" aus. Ab nächstem Jahr werde ich mal vorsichtig mit dem Düngen anfangen und schauen, wohin das führt. Ohnehin beeindruckend, dass ich beim Graben noch in fast einem Meter Tiefe, mitten im steinharten, feuchten Lehm, zentimeterdicken, kerngesunden Wurzeln dieser Pflanze begegnet bin.:o



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Blick auf den "alten" Teil des Beetes, der so schon seit über einem Jahrzehnt existiert. Hier ist die Substratschicht (Blumenerde / Gartenkompost / Lavastreugut / Blähton / Basaltsplitt) recht dünn und liegt nur mit einer dünnen Kiesschicht darunter direkt auf schwerem Lehmboden. Den Pflanzen scheint es nicht zu schaden, sie gedeihen auch ohne Regenschutz prima und ohne Ausfälle.

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Besonders auffällig sind die überall wuchernden Agaven. Leider weiß ich nicht mehr genau, um welche Art es sich handelt (mir ist aber nach A. parryi var. parryi). Mittlerweile seit über 10 Jahren am Wachsen, bin mir nicht mehr sicher, welches die Originalpflanze war.

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Eine der zahlreichen Opuntia fragilis-Pflanzen. Bildet kleinere Glieder als die anderen Pflanzen und wächst sehr langsam (ist ebenfalls über 10 Jahre alt).



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Ein weiteres O. fragilis-Polster, mit größeren Gliedern. Unverwüstlich, aber auch schon von den Agaven bedrängt.

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O. fragilis wuchert echt wie Unkraut und hat sich sogar in diesem Spaghetti-Stein angesiedelt. Davor der letzte überlebende Steckling meiner alten Opuntia humifusa (das war mein erster winterharter Kaktus, wurde riesig und ging dann mitsamt aller Ableger im vorletzten Jahr mitten im Sommer ein ... vermutlich einfach genetisch zu alt. Dieser Steckling wächst auch nicht mehr und kümmert nur noch vor sich hin.

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Namenlose, schon sehr alte Opuntie. Wächst langsam, aber wächst und blüht wunderschön dunkelrot.

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Noch eine namenlose Opuntie. Unglaublich schmerzhaft beim Unkraut zupfen, aber wie ich finde sehr dekorativ bedornt.

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Die einzigen beiden Echinocereen im "alten" Abschnitt. Der Kleine war von den Agaven vollständig überwuchert und wurde in diesem Jahr umgesetzt, der Große steht da schon länger und blüht jedes Jahr prächtig. Genaue Namen kann ich nicht nennen.

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Yucca elata. Mittlerweile recht alt, wird langsam zum Hochstämmchen. Hat im letzten Jahr erstmals fantastisch geblüht und eine Weile gebraucht, um sich davon zu erholen.



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Blick auf den "neuen" Teil des Beetes. Hier wuchsen vorher verschiedene Opuntien, denen es aber durch den großen Dachvorsprung tatsächlich zu trocken wurde (direkt an der Hauswand fällt nur bei starkem Südwind Regen, viel kommt da nicht zusammen). In diesem Jahr mussten sie dann weichen und haben in Form von Stecklingen zahlreiche neue Zuhause gefunden. Das Ganze wurde tief ausgehoben, mit einer dicken Drainageschicht, Trennvlies und neuem Substrat versehen und neu bepflanzt. Im Gegensatz zum „alten“ Beet habe ich mich hier bewusst nicht auf die „klassisch winterharten“ Arten beschränkt, sondern auch Kakteen gepflanzt, die in Mitteleuropa ohne zusätzlichen Schutz nie eine Chance hätten.

Im Mittelteil besteht die Erde aus Gartenkompost, grobem Lavamulch, Lavastreugut, Blähton, Porphyrsplitt und grobem Sand. Ziemlich humos, die hier einquartierten, etwas robusteren Pflanzen scheinen es bislang zu mögen:

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Echinocereus inermis.

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Namenlos gekaufter Echinocereus ... eventuell E. coccineus? Dahinter E. triglochidiatus.

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Das Ganze nochmal aus der Froschperspektive, mit Escobaria sneedii im Vordergrund.

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Escobaria sneedii, erholt sich gerade, nachdem ihr einige Köpfchen von Kellerasseln angefressen wurden.



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Ein weiterer "namenloser" Echinocereus.

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Gymnocalycium andreae, ist in den paar Monaten seit der Pflanzung kräftig gewachsen.

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Gymnocalycium gibbosum. Hat sich lange nicht so gut akklimatisiert wie G. andreae, ist nicht nennenswert gewachsen und wirkt etwas blass. Mal sehen...

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Pediocactus simpsonii, ist super angewachsen.

Olli
05.09.2018, 14:54
TEIL 2:

Im oberen Teil habe ich mir mit einigen großen Lavasteinen eine kleine "Andenlandschaft" gemauert. Für südamerikanische Arten ... und einen verirrten Stenocactus coptonogonus.
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Das Substrat ist hier sehr mineralisch. Überwiegend Bimskies, mit größeren Zusätzen von Lavalit, Zeolith und Quarzsplitt. Dazu Kieselgur, Lehm, Vulkanasche und Wurmhumus. Sehr durchlässig, aber nicht zu leicht, damit die Säulen genug Standfestigkeit haben.

Zweimal Oreocereus Celsianus:
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Zweimal Oreocereus trollii, dazu der "verirrte" Stenocactus coptonogonus.
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Mein Chamacereus-Kindergarten. Als schwach bewurzelte Stecklinge bei ebay gekauft, leider katastrophal verpackt und zum Teil richtig flachgedrückt. Einer hat es nicht geschafft, die Anderen scheinen sich aber langsam zu erholen.
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Man sieht es nicht, aber dahinter ist bis zur Hauswand noch mehr Platz als man denkt. Oroya Peruviana? Zwei, drei Rebutien? Entscheide ich nächstes Jahr.

Den vorderen Bereich und den Übergang zum „alten“ Beet habe ich mir als Letztes vorgenommen. Im vorderen Bereich ist das Substrat extrem mager und durchlässig. Hauptzutaten sind Perlit (gibt’s halt viel günstiger als Bims, und hier war mir die Standfestigkeit egal) und Lava-Streugut. Dazu recht viel Kieselgur, Basaltsplitt und Lehm, etwas Zeolith und eine kleine Prise Wurmhumus. Gut für wurzelempfindliche Arten.

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Dreimal Epithelantha micromeris, im Vordergrund Stenocactus crispatus.

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Nochmal der Epithelantha-Flohzirkus.

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Stenocactus multicostatus.

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Homalocephala texensis. Hierauf bin ich gespannt, zählt in jedem Fall zu den größten, potentiell frostharten Kugelkakteen.

Auch hier ist noch Platz … nächste Woche hole ich mir noch eine Ladung Steine, dann wird das ganze fertig ausgestaltet. Bepflanzt wohl erst im nächsten Jahr. Toumeya papyracantha ist noch unterwegs, wenn die rechtzeitig kommt darf sie noch ins Beet, ansonsten überwintern im Topf. Fürs nächste Jahr liebäugele ich mit Glandulicactus wrightii, Ferocactus wislizeni, Pterocactus tuberosus und – falls die bereits eingepflanzte den Winter übersteht – einer zweiten Homalocephala texensis (hätte halt gerne die dekorativen Früchte).

Hin zum „alten“ Beetabschnitt habe ich das Substrat bei gleicher Grundmischung mit torffreier Pflanzenerde einfach etwas humoser gestaltet:

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Echinocereus viridiflorus. Noch nicht sehr stattlich, hat aber schon geblüht.

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Diese Beiden haben sich selbst neben größeren Steinen auf nur mit einer dünnen Kiesschicht bedecktem, schwerem Lehmboden ausgesät und sind dort prächtig gediehen. Insgesamt habe ich beim Ausheben der Erde für den "neuen" Beetabschnitt gut 20 wild gekeimte Opuntien in verschiedensten Entwicklungsstadien ausgegraben. Aber nur diese zwei dürfen bleiben, die anderen werden verschenkt.

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Die ziehen nicht ein, die ziehen aus. Mit Ausnahme einiger O. fragilis- Stecklinge alles wild gekeimte Pflanzen.

Somit bleibt auch hier viel Platz frei. Reserviert für robustere Echinocereen und Escobarien.

Und schließlich: Vogelperspektive auf den neu angelegten Beetabschnitt.
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Tja, und jetzt die spannende Frage: wie sollen die empfindlichen Arten im Winter am Leben erhalten werden?

Folgendes habe ich mir überlegt:


Momentan konstruiere ich ein abbaubares Gewächshaus, das ich im Winter über den neu angelegten Teil des Beetes stellen kann. Für die meiste Zeit nur als Schutzdach für viel Luftdurchzug geplant, aber wenn es richtig kalt wird mit verschließbaren Seiten. Daher auch etwas besser isoliert mit Stegplatten statt Folie … ich hadere noch mit mir ob ich Polycarbonat nehme oder richtig tief in die Tasche greife und mir UV-durchlässiges Acrylglas gönne.
Alleine reicht das höchstwahrscheinlich noch nicht, insbesondere da viele der von mir gepflanzten Arten mit längeren Dauerfrösten Probleme haben. Es muss also eine schwache, aber wirksame Heizung her, möglichst effizient und idealerweise auch wirksam, wenn die Seitenteile des Gewächshauses zwecks Durchlüftung offen sind.


Verbrennungsheizungen scheiden aus. Kein Platz, und vor allem entsteht bei der Verbrennung Wasser, was die Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus anheben würde. Elektrische Heizlüfter fressen tierisch Strom und heizen nur indirekt über die Luft. Sobald das Haus nicht ganz verschlossen oder irgendwo undicht ist, geht das Konzept den Bach runter. Was bleibt, sind Strahlungsheizungen, also kleine Keramik-Dunkelstrahler, die die angestrahlten Oberflächen direkt aufheizen. Das sind in meinem Fall Kakteen, Steine und Substrat. Die werden erst warm und heizen dann ihrerseits die Luft im Gewächshaus, was zwei große Vorteile mit sich bringen sollte. Erstens ist mir die resultierende Lufttemperatur relativ egal, da die von den Kakteen „gefühlte“ Temperatur durch die Wärmestrahlung viel höher ist. Was das ausmacht sieht man ja z.B. daran, dass Kakteen fast immer zuerst an zum freien Himmel zeigenden Stellen erfrieren, von wo nachts eben genau keine Wärmestrahlung kommt. Das heißt, dass ich auch mit offenen Gewächshausseiten „heizen“ kann.
Zweitens ist es ja so, dass die Wasseraufnahmekapazität der Luft beim Erwärmen steigt. Wenn die Luft nun also direkt am Kaktus oder Substrat aufgewärmt wird, sinkt dort lokal die relative Luftfeuchtigkeit ab, was Verdunstung begünstigt und somit Pflanzen und Substrat regelrecht trocknen sollte.


Geplant habe ich zwei Wärmestrahler. Einen etwas stärkeren über den Oreocereen, und einen etwas kleineren für Epithelantha, Stenocactus & co. Betrieben werden die mit einem über zwei separat einstellbare Zeitfenster verfügenden Thermostat, d.h. ich könnte z.B. einstellen „Nachts ab -5°C heizen, tagsüber schon ab +3°C heizen“ um Dauerfrösten zu begegnen.
Zusätzlich möchte ich den Oreocereen noch einen kleinen UVA-LED-Strahler (ca. 385 Nanometer) mit Zeitschaltuhr spendieren, speziell falls ich mich gegen das UV-durchlässige Acrylglas entscheide. Damit ist die Strahlung gerade so am Rande des photosynthetisch verwertbaren, sollte noch nicht so hart sein, dass hohe Sonnenbrandgefahr besteht, aber dennoch zum „Woll-Erhalt“ beitragen. Und noch wichtiger: Schon „weiche“ UV-Strahlung hemmt das Schimmelwachstum. So sollte sich nichts so leicht in der Wolle festsetzen können.


Ja, und das war’s auch schon. Ich werde im nächsten Frühjahr berichten, wie gut das Ganze geklappt hat und ob es Ausfälle gab.


Viele Grüße


Olli

Marc
09.09.2018, 18:50
Die Kakteen würde ich vor Feuchtigkeit schützen und die empfindlichen mit Fleece abdecken, wer das nicht überlebt, der soll wohl nicht ins winterharte Beet.

Klaus aus Leingarten
10.09.2018, 06:32
Hallo Olli,

woher hast Du die Steine bezogen -
vor allem die Lavasteine ?
Ich bin bei der Planung eines größeren Steingartens
und suche schon lange danach.

Grüßle
Klaus aus Leingarten

Dalaja
10.09.2018, 15:54
Oh wow! Da hast du dir ja eine schöne Ecke eingerichtet. Ich musste mir dein Bild doch glatt mal angucken, weil wir aus derselben Stadt kommen. 😊

Liebe Grüße
Dalaja

Sprotte
19.09.2018, 11:09
Wow, nicht schlecht!!

Ich hab zwar als absoluter Laie vom Text nur Bahnhof verstanden, aber meinen Respekt für das Projekt hast Du!!

Ich drück die Daumen, daß die Überwinterung gut geht. Gestern hab ich irgendwas im Fernsehen geguckt, da wurde auch ein kleiner grüner Mini-"Tropen"-Garten gezeigt, mitten in der Stadt.
Der private Gärtner konnte dort auch etliche Pflanzen halten, denen es hier eigentlich zu kalt ist, da die Ecke a) so gut geschützt war, und b) sich die Wänder der Häuser so aufheizten, daß
die genug Wärme abgeben. Vielleicht hast Du ja Glück und hast auch so eine Ecke.

Gruß Bettina