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Thema: Winterruhe am Naturstandort?

  1. #1
    Erfahrener Benutzer *** Avatar von dev
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    Standard Winterruhe am Naturstandort?

    Hallo,

    mich würde interessieren wie die natürliche Winterruhe der Kakteen am Naturstandort aussieht, bzw. welche Faktoren dabei die wichtige Rolle spielen.

    Ist es dort wirklich über Monate hinweg staubtrocken, oder ist das nur eine Kultivierungsmassnahme unsererseits, da die Pflanzen ja bei niedrigen Temperaturen ruhen und deshalb durch die geringe Transpiration Staunässe den Wurzeln schaden würde?

    Und gibt es für bestimmte Kakteenarten wie z.B. bei Apfelsorten bestimmte (durch Versuche in Erfahrung gebrachte) "Kältesummen" damit diese zur Blüte kommen?

    Oder ist es dort auch während der Winterruhe mal brütend heiss, und es herrschen nur sehr kalte Nächte? So dass wir durch konstant tiefe Temperaturen im Topf eine zu starke Zehrung des Flüssigkeitsreservoirs in der Pflanze verhindern, während sie trocken steht.

    Also kurz, was sind die wirklich ausschlaggebenden "Trigger" zur Blüteninduktion? Temperatur, Trockenheit, oder beides?

    Und wie sieht es eigtl. mit Tageslänge und Lichtintensität aus? Spielen die wirklich gar keine Rolle oder eher eine untergeordnete?

    Gruss, dev

  2. #2
    Erfahrener Benutzer *** Avatar von Uriahs
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    Hallo!

    Ich versuche mal, das zu beantworten. Da ich aber kein richtiger Experte bin, verzeiht mir kleine Ungenauigkeiten.

    Ich nehme als Beispiel die Atacama. Dort wachsen unter anderem ein paar Arten von Echinopsis, Copiapoa, Oreocereus und Eulychnia. Für Bildeindrücke kann ich diese Seite >Link< nur empfehlen.
    Also, die Atacama ist nun wirklich sehr trocken, vor allem weil das Klima dort vom Wetterphänomen El Nino stark beeinflußt wird. Dort ist es die meiste zeit des Jahres sehr heiß und, wie gesagt, sehr trocken. Das oft einzige Wasser, was den Kakteen dort zur Verfügung steht, ist der Morgentau. Die Luft kühlt sich nachts stark ab, die Luftfeuchte steigt von tagsüber ~5% auf etwa 90% an. Die Tropfen sammeln sich an den Dornen, werden von selbigen aufgesaugt und überschüssiges Wasser tropft zu Boden und wird von den flach unter der Erde verlaufenden Saugwurzeln aufgenommen. Das passiert aber nur in küstennahen Regionen. Weiter ins Landesinnere kommt die Feuchte nicht.
    Somit hängen all jene Pflanzen von dem eher seltenen Niederschlag ab. Das heißt, wenn der Wasserüberfluß vorbei ist und die Trockenheit wieder kommt, müßen sie ihren Stoffwechsel herunterfahren, damit sie überleben. Sicherlich ist es dann auch etwas kühler und nicht ganz so brütend heiß. Nächtliche Minusgrade sind dann nicht auszuschließen. Auf dem Altiplano zum Beispiel fällt die gesamte Flora und Fauna jede Nächt in eine Ruhezeit, weil es dort sehr oft gefriert. Trotzdem leben dort sogar Kolibris, die, wie bei uns heimische Reptilien und Amphibien im Winter, für jede nacht in eine Kältestarre verfallen.
    Bei den Kakteen, die nördlich von Mexiko vorkommen, wird das Klima immer gemäßigter, also immer ähnlicher dem unseren. Man denke an die Echinocereen und Opuntia aus den USA, die bei uns daher auch winterhart sein können.

    Also kalt, zumindest im Vergleich zur Hitze dort, wird es schon in der Ruhezeit der Kakteen und ihre Ruhephase haben sie definitiv. Die von uns kultivierten Kakteen haben sich an unser Klima angepasst, also an die Temperaturen in der Wachstumszeit. So brauchen sie niedrige Temperaturen, um gezwungen zu sein, ihren Stoffwechsel herunter zu fahren. Nur dann behalten sie ihren Lebenszyklus bei, der ihnen die Blüte nach der Ruheperiode "vorschreibt".
    Es tragen also alle Faktoren (Temperatur, Licht, Wasserversorgung) über das ganze Jahr hindurch zu einer gesunden und blühfreudigen Pflanze bei. Was heißen soll, dass nicht nur die Ruhezeit entscheidend ist, sondern eben auch eine gute Pflege im Sommer, um deine Frage noch mal konkret zu beantworten.

    Puh! Viel Text, viele Infos.


    mfg
    Uriahs

    E: Wir haben doch hier im Forum einen aus Südamerika, er kann dir bestimmt genau erklären, wie das Klima dort ist.
    Geändert von Uriahs (01.04.2009 um 12:49 Uhr)
    "Die Gedanken malen Bilder, doch ich finde keinen Rahmen. Der Wind spricht zu mir, wünscht mir Glück. Er flüstert meinen Namen..."

  3. #3
    Erfahrener Benutzer **** Avatar von Achims
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    Hallo UHRIAS .
    Das was Du geschrieben hast, stimmt auch so mit den Echinocereen überein.
    Das brauchen die auch,obwohl das nicht immer bei dieser Pflanzengruppe zutrifft. Habe dieses Jahr auf den Boden,wie immer meine Pectinaten
    unterschiedlicher Herkumft überwintert bei sage und schreibe bei -12° .
    Das dauerte genau 3 Wochen,wobei wir draußen -16 bis18 ° Grad hatten..
    Bloß dei den grünen Ecc. ist es nicht ratsam. ZB,Ecc,pentalopus.scheerii
    salm-dyck, pappilosus usw Überwinterung bei diesen um +4-10 °
    Halte man die Pectinaten trotz der Kälte doch trockern und überdeckt
    mit Luftpolsterfolie. Das Soll heißen Lobivien können auch viel an KÄLTE AB.
    Sie kommen ja vorwiegend aus den Anden bis in 3500m vor,wo die Luft
    und auch die Kälte eine entscheidende Rolle spielen könnten oder sollen !!
    Grüsse Achims

  4. #4
    Erfahrener Benutzer **** Avatar von Olaf usm Seyerland
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    Nur 1 kleines Fehlerchen ist mir bei deiner Erklärung aufgefallen, Uriah:
    Dornen saugen keine Flüssigkeit auf. Allenfalls kann ihre Anordnung die Feuchtigkeit nach unten zum Fuß der Pflanze leiten, wie es bei manchen Sukkulenten beobachtet wird.
    schlecht rasiert ist gut kaktiert...
    "Und G'tt sah, dass es gut war" Genesis 1, 11-12

  5. #5
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    Hallo Olaf,
    die Dornen vergrößern die Oberfläche an der die Luftfeuchte kondensiert, die sie umgebende Epidermis nimmt die Feuchtigkeit dann auf.
    Es grüßt Josef

  6. #6
    Erfahrener Benutzer *** Avatar von Uriahs
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    Zu der Dornenfrage:
    Erstmal, wie Josef das schon richtig gesagt hat, dienen die Dornen und auch so manche Bewollung der Oberflächenvergrößerung. Dass diese nicht nur dem Auffangen von Tau dient, wissen wir auch.

    Aber ich habe einmal gelesen, dass die Dornen selbst auch Wasser aufnehmen könnten. Das geht, wenn ich mich recht entsinne, so, dass der Dorn an sich, ganz unspektakulär, vom Tau nass wird. Er nimmt das Wasser auf, wie es eben auch mit einem Stück Holz passiert. Nun soll der Kaktus dazu in der Lage sein, das Wasser aus dem Dorn mittels Osmose direkt aufzunehmen.
    Vorstellbar ist es, immerhin sind manche Kakteen gegenüber dem Besprühen in der Trockenzeit verträglicher als wenn man gießt.

    Zum Thema Bedornung hab' ich auch noch ein schönes Bild gefunden:
    <Echinopsis chiloensis>
    Das Bild stammt von der Seite www.eriosyce.info. Dort ind auch noch ein paar schöne Aufnahmen von Kakteen am Heimatstandort.


    mfg
    Uriahs
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  7. #7
    Erfahrener Benutzer *** Avatar von dev
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    Erstmal danke für die ausführliche Antwort Uriahs!

    Zitat Zitat von Uriahs Beitrag anzeigen
    Zu der Dornenfrage:
    Aber ich habe einmal gelesen, dass die Dornen selbst auch Wasser aufnehmen könnten.
    Ich kann mich auch erinnern so etwas mal über Melokakteen gelesen zu haben, aber Quelle weiss ich leider nicht mehr.

    Gruss, dev

  8. #8
    Erfahrener Benutzer **** Avatar von Olaf usm Seyerland
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    Zu was ham wir Experten hier? Bitte klärt uns mal, was es mit Wasseraufnahme mittels der Spinae auf sich hat. Bittbittbitt...
    schlecht rasiert ist gut kaktiert...
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  9. #9
    Moderator ***** Avatar von Marc
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    Hi!
    Zitat Zitat von Uriahs Beitrag anzeigen
    Aber ich habe einmal gelesen, dass die Dornen selbst auch Wasser aufnehmen könnten. Das geht, wenn ich mich recht entsinne, so, dass der Dorn an sich, ganz unspektakulär, vom Tau nass wird. Er nimmt das Wasser auf, wie es eben auch mit einem Stück Holz passiert. Nun soll der Kaktus dazu in der Lage sein, das Wasser aus dem Dorn mittels Osmose direkt aufzunehmen.
    So in etwa ist es beispielsweise auch im Buch "Kakteen" von Hans - Friedrich Haage beschrieben [vgl. S.24, 1993 Neumann Verlag]. Dort wird ohne nähere Angaben auf "neuere Forschungen" verwiesen.

    Gruss,
    Marc.
    Keine Signatur.

  10. #10
    Erfahrener Benutzer **** Avatar von Olaf usm Seyerland
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    Dann müsste also die Epidermis unter dem Fuß des Dorns bzw. Clochidiums besonders durchlässig sein, um den Kanal direkt mit Gewebe zu verbinden und so den Wassertransport zu gewährleisten.
    schlecht rasiert ist gut kaktiert...
    "Und G'tt sah, dass es gut war" Genesis 1, 11-12

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